Interaktion und Auffuehrung

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Syllabus

mit diesem gruppenprojekt wird grundlagenforschung im interaction design betrieben. forschung im gestalterischen sinne, also durch das realisieren von praktischen arbeiten. grundlagen da ich behaupte, dass die aufführung ( performance, staging ) ein wesentliches, wenn nicht das wesentliche element in der gestaltung von interaktionen ( von und mit maschinen ) ist, allerdings selten bis gar nicht thematisiert wird. schlimmer noch: interaktion mit maschinen wird in unserem feld als eine art introvertierter prozess der wissensvermittlung zur erfühlung einer aufgabe ( tool ) verstanden.

kurzum wollen wir uns mit der frage befassen: “wie kann man durch interaction design aufführungen gestalten”.

ein paar bemerkungen zur Interaktion und zur Aufführung.

interaction design

zuersteinmal eine bemerkung zum interaction design. das was wir heute interaction design nennen hat sich in den letzten jahrzenten grandios entwickelt; interaction design setzt sich heuten aus mehreren facetten zusammen. eine kurze und sehr knappe zusammenfassung in form von 4 feldern die sich alle mit dem gestalten von und mit neuen technologie befassen:

  1. das problemlösungsorientierte technische feld ( zB usability, benutzeroberflächen )
  2. das von DIY- und hacker-kultur inspirierte wilde und politische feld ( zB CCC, critical engineer )
  3. das von philosophie und (neuer) medienkunst inspirierte feld ( zB Cultural Approach, New Aesthetics, Neue Medien Kunst )
  4. das spekulative und forschende feld ( design research, speculative design, critical design ).

( REF Lars Erik Udsen and Anker Helms Jørgensen: The Aesthetic Turn. Unravelling Recent Aesthetic Approaches to Human-Computer Interaction )

interaction design befasst sich fast immer mit neuen technologien inklusive der digitalen. das heisst wir werden uns auch in diesem projekt mit neuen, digitalen technologien, ihren anwendungen, möglichkeiten und implikationen, gemäss der idee unseres studiengangs, auseinandersetzen.

aufführung

betrachten wir nun interaction design aus der perspektive der aufführung. am anfang steht die überlegung, dass jede interaktion auch immer eine aufführung ist; ersteinmal unabhängig vom medium.

interaktion als prozess des verstehens

gemäss einer zeitgenössichen auffassungen von gestaltung, kunst, musik und literatur wird das jeweilige werk ( oder die arbeit ) niemals nur von sendern ( gestalter, künstler etc. ) konstruiert und dann den empfängern auf magische weise im kopf eingpflanzt, sondern muss vielmehr vom empfänger in einer bestimmten weise erst konstruiert werden. dieser prozess des erfahren und verstehens ist oft durch ausprobieren, verändern, nachdenken, nachfragen, nachforschen, modell bilden etc gekennzeichnet. unser zugang zum gestalteten ist also grundsätzlich interaktiv und je besser wir als gestalter, empfänger dazu aktivieren können, zu interagieren, desto besser.

unfertigkeit als prinzip

denken wir nun an interaktive arbeiten aus neuen technologien ( zB dem computerspiel ) dann bekommt dieses “erst konstruieren müssen” eine neue qualität. ein stuhl ist ein stuhl und muss, wie oben beschrieben, zwar auch erst erfahren werden, doch bei einem computerspiel ist die sache komplizierter. es wird erst dann endgültig wahr ( oder auch realisiert ) wenn wir es spielen, also aufführen1; bis dahin bleibt es nur ein riesiger haufen von zusammenhangslosen möglichkeiten, ein nicht kartographierter möglichkeitsraum. das stellt zB ein museum für computerspiele ( zB Computerspiel Museum in Berlin ) vor ein riesiges problem: wie stellt man ein computerspiel aus? wie archiviert man es? wir kennen dieses phänomen aber auch aus anderen bereichen wie etwa der musik. hier wird aus einem als noten aufgeschriebene musikstück, erst dann wirklich musik, wenn es gespielt wird. die interaktive arbeit , und besonders die digitale, wird also erst dann real, wenn sie aufgeführt oder benutzt wird.

aufführung + öffentlichkeit

jetzt hat der begriff aufführung natürlich auch immer etwas von einer öffentlichkeit an sich. und genau das ist auch eben der fall und die oft unterschätze dimension des interaction designs. alle interaktionen finden an einem ort, zu einer bestimmten zeit statt: zuhause, in der u-bahn, in einem museum oder auf der bühne. auch wenn der begriff der aufführung stark mit dem theather und dem konzert verbunden ist, wollen wir uns nicht darauf beschränken, sondern den begriff, wie es im wesen der gestaltung liegt, auf andere bereiche wie zum beispiel den alltag oder die spekulation ausdehnen. die erweiterte bedeutung des begriffs wird klarer wenn man sich das englisch wort für to perform als das verb zur performance anschaut.

  • to perform: vorführen, führte vor, vorgeführt
  • to perform sth.: etw.Akk. aufführen - Theaterstück etc., führte auf, aufgeführt
  • to perform: auftreten, trat auf, aufgetreten
  • to perform: ausführen, führte aus, ausgeführt
  • to perform: ausüben, übte aus, ausgeübt
  • to perform: durchführen, führte durch, durchgeführt
  • to perform: funktionieren, funktionierte, funktioniert
  • to perform: leisten, leistete, geleistet
  • to perform: spielen, spielte, gespielt
  • to perform: tun, tat, getan
  • to perform: verrichten, verrichtete, verrichtet
  • to perform: versehen, versah, versehen
  • to perform: vollbringen, vollbrachte, vollbracht
  • to perform: vollführen, vollführte, vollführt

projektstruktur

in diesem projekt wollen wir uns mit der idee der aufführung aus sicht des interaction designs befassen. wie kann man aufführungen gestalten? wie kann gestaltung verschiedenste arten von aufführungen erzeugen, begünstigen oder beeinflussen. an welchen orten finden aufführungen statt?

einen ersten hinweis können hier die arbeiten anderer gestalter geben. beginnen wir mit denen die an dem offensichtlichen orten der aufführungen stattfinden; dem theather, der show, der bühne, dem set:

  • Urbanscreens: Idomeneo, 2011
  • Jonas Otto + David Friedrich + Marcel Helmer + Michael Court: Inbetween
  • Florian Born + David Friedrich + Michael Court: Intervening Spaces
  • Dennis P Paul: Floating.Numbers
  • Dennis P Paul: Copaxone
  • Jonas Otto: Metalever Scanner
  • Dennis Siegel: EM Harvester
  • Henrik Nieratschker + Jonas Otto: Extending Spaces
  • Dennis P Paul: An Instrument for the Sonification of Everday Things
  • Cohen van Balen: 75 Watt

In diesen Beispiel werden Objekte+Produkte zu Requisiten ( Props ), Installationen und Räume zu Bühnen und Programme zu Drehbüchern.

modus operandi

das projekt wird folgender massen durchführen: zunächsteinmal werden wir uns dem thema nähern, indem wir uns die arbeiten anderer gestalter anschauen, texte lesen, diskutieren und in stegreif entwürfen erste gestalterische überlegungen anstellen. danach werden wir individuell oder in gruppen eine gestalterische arbeit zu einer selbstgewählten aufgabenstellung realisieren.

arbeiten entstehen in folgenden formaten
  • objekt/produkt
    • one-off
    • prototype ( for mass production )
  • installation
  • räumliche gestaltung
  • konzept und szenario
    • photo, video
    • illustration, rendering

keywords

  • interaction design
  • technology exploration ( zB projection mapping )
  • speculative design ( zB szenarios )
  • grundlagenforschung
  • partizpation
  • inszenierung
  • performance

Information

B-MG-3
Gruppenürojekt
Dienstag 14.00 – 18.00 Uhr
Raum 3 09.100

In Zusammenarbeit mit Andrea Sick.

  1. möglicherweise könnte hier das wort ausführen ebenfalls passen, auch wenn das hier eher mechanisch, maschinell oder militärisch klingt. 

  2. wollt ihr euch an der sammlung beteilgen, gebt mir bitte kurz, per mail, bescheid, dann lade euch ein. 

  3. wollt ihr euch an der sammlung beteilgen, müsst ihr euch bei Bookmarks und links mit dem tag hfk-interaktion_und_auffuehrung posten. PS: ihr könnt Bookmarks auch für andere sammlungen nutzen.